Die Bewohner der umliegenden Dörfer graben das Brunnenloch bis zu einer Tiefe, bis nicht nur das Grundwasser zu Tage tritt, sondern auch sichergestellt ist, dass der Wasserfluss ausreichend und der Druck des nachfließenden Wassers stark genug ist. Bis zu 15 Meter können die Aushubarbeiten in die Tiefe gehen, je nach topografischen Gegebenheiten. Mehrere Wochen lang graben die Bauern mit Hacken und Schaufeln, angeleitet von den Fachleuten von Menschen für Menschen. Immer wieder befördern sie weitere Erdschichten an die Oberfläche. Es entsteht ein Schacht von etwa zwei Metern Breite – für viele Dorfbewohner oft ein Spektakel.
Unterdessen arbeitet der von Menschen für Menschen beauftragte Maurer an den Betonringen, die später als Innenwand des Brunnens eingelassen werden. Die Ringe haben einen Durchmesser von einem Meter und sind 50 Zentimeter hoch. Ein kreisrundes Stahlgerüst, das der Brunnenmeister vor Ort formt, bildet die Grundform, in die anschließend ein Gemisch aus Steinen, Kies und Beton eingefüllt wird. Die Bevölkerung der umliegenden Dörfer schafft dafür lokal vorhandene Baumaterialien, etwa aus nahegelegenen Flussläufen heran.
Die Ringe werden nach dem Gießen in der Sonne getrocknet, bis das Gemisch stabil genug ist, um ohne zu zerbrechen transportiert zu werden. Die Ringe, die am tiefsten in die Erde gesetzt werden, bestehen aus dem gröbsten Gestein, so dass sie durchlässig bleiben und das Wasser aus dem Erdreich nachfließen kann.
Schließlich werden die Betonringe mittels eines sog. Dreibein, einem Flaschenzug, unter tatkräftiger Mithilfe kräftiger Männer in den ausgehobenen Schacht eingelassen, aufeinandergesetzt und verfugt bis die Konstruktion die Erdoberfläche erreicht.
Dann wird eine Steigleitung in das Brunneninnere verlegt, durch das später das saubere Grundwasser nach oben gepumpt wird.
Die Räume zwischen Betonringen und der Schachtwand werden nun wieder mit Schotter und Erde aufgefüllt, um größtmögliche Stabilität zu gewährleisten.
Die Letzte Aufgabe des Maurers ist es nun, den Schacht mit einer Betondecke zu versiegeln, auf der die Handpumpe installiert wird.
Die Materialien für den Handpumpbrunnen stammen aus Europa und werden auf dem Seeweg über Dschibuti eingeführt. Drei bis vier Monate dauert es, bis alle Bestandteile eines Handpumpbrunnens vor Ort eingetroffen sind.
Der für die Wasserversorgung zuständige Mitarbeiter in den Projektgebieten von Menschen für Menschen setzt schließlich fachmännisch die Bestandteile des Handpumpbrunnens zusammen und testet den Wasserdurchfluss.
Der Brunnen für die Bevölkerung wird erst eröffnet, sobald die Bauern der umliegenden Dörfer einen Zaun um den Brunnen errichtet haben. Mit dem Bau des Brunnens wird ein sog. Wash-Komitee, bestehend aus Frauen und Männern aus dem Dorf trainiert. Die Mitglieder des Komitees werden von der Gemeinde gewählt. Sie lernen den Brunnen dauerhaft instand zu halten und kleine Reparaturarbeiten selbst auszuführen. Dazu stattet sie Menschen für Menschen mit einem entsprechenden Werkzeugset aus. Nach Fertigstellung der Wasserstellen werden diese in die Verantwortung der Gemeinde und der zuständigen Wasserbehörde übergeben.